Bifaszikuläre Blockierung (LAH+RSB)

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von Woodzl am 22.03.2011 um 22:55 Uhr an: Prof. Dr. Haverkamp und Team

Hallo,

und zwar geht es darum das ich vor 4 Jahren genauer im Mai 2007 einen bifasziulären Block diagnostiziert bekommen habe. Bin männlich 25 und asymptomatisch.
Kann natürlich nicht sagen ob ich den schon immer hatte da ich davor nie ein EKG bekommen habe.
Langzeit EKG, transthorakale Echokardiographie, sowie Belastungs EKG waren 2008 unauffällig. (war seitdem nicht mehr beim Arzt hab nur ein Ekg schreiben lassen der Block besteht weiterhin)
Ich fühle mich im Alltag nich eingeschränkt, merke kein Herzstolpern o.ä.
Mache mittlerweile auch wieder regelmässig Sport.

Jetzt geht es mir zum einen um die Ätiologie, woher kann das kommen? Das zweite ist muss ich mir Sorgen machen das ein trifaszikulärer Block auftritt?(PQ Zeit schwankt zwischen 170 und 190ms)
Wenn ein trifaszikulärer Block auftritt wie gefährlich ist dieser kommt es oft zu einem schlimmeren ausgang?
Ist das Risiko für ventrikuläre Arrhytmien bzw. plötzlichem Herztod erhöht?

Das Problem für mich ist das Studien eine signifikant erhöhte Mortalität bei Leuten mit bifaszikulärem Block beschreiben nur besteht das Patientenkollektiv meist aus deutlich Älteren Menschen die vermutlich auch strukturelle Herzschädigungen haben...gilt das trotzdem in meinem Fall? Muss ich mit einer statistisch eingeschränkten Lebenserwartung rechnen?

Das hört sich jetzt alles sicher so an als ob ich am Rad dreh aber bin wie gesagt in meinem Alltag nicht eingeschränkt und hab bis gestern beim EKG eigetnlich auch nicht mehr drüber nachgedacht, aber das sind einfach Fragen die mich damals schon beschäftigt hatten und jetzt wieder aktuell sind, leider vergisst man in der Sprechstunde schonmal was ;) Ich hoffe sie können die ein oder andere beantworten,

Vielen Dank,

Schöne grüße,

Chris Woodvine

Antworten

Bisfaszikulärer Block

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Eine intraventrikuläre Leitungsstörung (unifaszikulärer Block, bifaszikulärer Block, trifaszikulärer Block) ist häufig und nimmt mit dem Alter an Häufigkeit zu. Allerdings ist ein bifaszikulärer Block in der jüngeren Bevölkerung ein ungewöhnlicher Befund. Somit liegen ausreichende Studiendaten zu diesem Patientenkollektiv nicht vor.
Insgesamt besteht bei ca. 80% der Patienten mit einem chronischen Schenkelblock der klinische Verdacht auf eine kardiovaskuläre Erkrankung (koronare Herzerkrankung, hypertensive Herzerkrankung, Herzklappenfehler oder eine Kardiomyopathie). Dementsprechend ist die Gesamtmortalität bei Patienten mit chronischem Schenkelblock erhoeht (5-Jahres Mortalität 35%). Der erhöhten Gesamtmortalität liegt in ca. 50% der Fälle ein akuter Myokardinfarkt oder ventrikuläre Tachykardien zugrunde. Die Inzidenz des totalen AV-Blocks ist dagegen gering, sie lag in 3 prospektiven Studien unter 3% pro Jahr (höhere Inzidenz von AV-Blockierung bei Patienten mit Rechtsschenkelblock mit linksposteriorem Hemiblock als bei Rechtsschenkelblock mit linksanteriorem Hemiblock). In einer Studie an über 300 Patienten mit Schenkelblock konnte gezeigt werden, dass bei einer propylaktische Implantation eines Herzschrittmachers Synkopen und neurologische Symptome seltener auftraten. Kardiale Todesfälle und plötzlicher Herztod wurden durch die Schrittmachertherapie dagegen nicht vermindert
Für eine der oben genannten kardiovaskulären Erkrankungen (koronare Herzerkrankung, hypertensive Herzerkrankung, Herzklappenfehler oder eine Kardiomyopathie) besteht aufgrund der im Jahr 2008 bei Ihnen durchgeführten Untersuchungen und erhobenen Befunde (unauffällige transthorakale Echokardiographie, unauffälliges Belastungs-EKG) und der Klinik (beschwerdefreier Patient) kein Anhalt. Eine zugrundeliegende organische Erkrankung ist daher bei Ihnen als unwahrscheinlich anzusehen. Somit muss von einem idiopathischen bisfaszikulaeren Block ausgegangen werden. Űber das Risiko einer Progression eines bifaszikulären Blocks zum trifaszikulären Block gibt es bei jungen Patienten keine Daten. Bei Auftreten eines trifaszikulären Blockes besteht allerdings unabhängig von der Symptomatik die Indikation für eine Schrittmacherimplantation. Die bisher durchgeführten Studien zur Mortalitätsrate bei Vorliegen eines bifaszikulaeren Block umfassten Patienten mit einem hohen Lebensalter und Begleiterkrankungen wie strukturelle Herzerkrankungen, Diabetes mellitus oder arterielle Hypertonie. Für jungen Patienten ohne kardiovaskuläre Erkrankungen liegen keine entsprechenden Daten vor. Einen Anhalt für ein erhöhtes Risiko für ventrikuläre Arrythmien, eine erhöhte Mortalitätsrate und eine entsprechend eingeschränkte Lebenserwartung gibt es für dieses Patientenkollektiv nicht.
Da Sie asymptomatisch sind, besteht bei Ihnen aufgrund des vorliegenden bifaszikularen Blockes ohne AV-Blockierungen (PQ Zeit liegt bei Ihnen zwischen 170 ms und 190 ms) keine Indikation zur prophylaktischen Schrittmachertherapie. Eine Indikation zur Durchführung einer elektrophysiologischen Untersuchung zur Abschätzung des AV-Block-Risikos besteht ebenso nicht. Wir empfehlen regelmässige kardiologische Kontrolluntersuchungen (EKG, Langzeit-EKG, Ergometrie, transthorakale Echokardiographie).

Ihr Prof. Dr. Haverkamp und Team
Charité- Universitätsklinikum Berlin

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