Polymoprhe VES

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von Franny am 11.07.2012 um 18:17 Uhr an: Prof. Dr. Haverkamp und Team

An Prof. Dr. Haverkamp und Team,

ich bin 27 Jahre jung und leide seit ca. 3 Jahren an Herzrhythmusstörungen. Angefangen hat es mit nächtlichem Herzrasen (Puls bis 180). Daraufhin wurden mehrere Untersuchungen durchgeführt. Am Ende kam heraus das ich Hashimoto habe. Therapie: L-Thyroxin, derzeit bei 100 µg. So langsam stellte sich das Herzrasen ein. Nun fing Herzstolpern an. Ich bekam 1x1 Meto Succ 47,5 verschrieben, diese nehme ich bis heute. Ich habe mich gefragt warum ich diese nehmen soll, wenn ich ansonsten Herzgesund bin und habe jetzt versucht sie auszuschleichen. Ich nehme jetzt schon seit fast einem Jahr nur noch 23,75 und vor einer Woche habe ich versucht auch diese wegzulassen. Das Herzstolpern wurde schlimmer. Mir ging es ein Tag vorige Woche sehr schlecht. Ich hatte die Nacht über schlimmes Herzstolpern mit teilweise schlecht beschreibbares Flimmern. Da ich selber in der Kardiologie arbeite habe ich mir nächsten Tag auf arbeit ein LZ-EKG angelegt und gehofft endlich mal diese ES aufzuzeichnen. Mir ging es den ganzen Tag sehr schlecht, ich war müde, abgeschlagen, starke Übelkeit über den Tag verteilt und furchtbare Kopfschmerzen und den ganzen Tag schlimme ES. Aufzeichnung war erfolgreich: 146 polymoprhe VES, mehrere Couplets, mehrere monomoprhe VES. Jede einzelne habe ich leider gemerkt. Meine Chefin meinte auch polymoprhe VES seine bei ansonst gesundem Herzen harmlos, stimmt das? da ich die Befunde selber schreibe, weiß ich das bei polymoprhen VES immer eine Herzerkrankung zugrunde liegt, dies steht auch bei uns in den Büchern. ECHO und BEKG waren bis auf leichte Mitralklappeninsuffizienz, Trikuspidalklappeninsuffizienz und geringe Aortenklappeninsuffizinez ob. BEKG: Abbruch bei 100 Watt wegen musk. Erschöpfung, HF bei 100 Watt 165/min. und RR 160/100 mmHg. Ich treibe kein Sport, habe früher Leistungssport betrieben (Judo bis 17 Jahre). Ich bin negiert, trinke keinen Alkohol und ernähre mich gesund. Dieses lange stolpern hintereinander wurde an diesem Tag leider nicht aufgezeichnet. Es geht immer ein paar sekunden ich vermute es sind salven, fühlt sich schrecklich an. Ich habe trotzdem große Angst und mich belasten die ES sehr. Nehme nun wieder ein gering dosierten Betablocker Meto Succ 23,75 1x1, trotzdem noch die ES. Es ist doch ein Zeichen das ich ohne dieses Medikament nich auskomme, da diese vermehrt aufgetreten sind. Kann es evtl. auch an dem Betablocker liegen? Vielleicht mal das Medikament wechseln? Oder ist evtl. immer noch die SD schuld? Ich wäre über eine Antwort sehr dankbar.
Mit freundlichem Gru

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Polymorphe ventrikuläre Extrasystolen

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Vielen dank für ihre Frage. 1. Zunächst mal: Sie setzen das Metoprolol ab - ein Medikament, das gegen ventrikuläre und supraventrikuläre Extrasystolen wirkt - und wundern sich, dass es nun zu vermehrtem Auftreten von Extrasystolen kommt? Das ist schwer nachzuvollziehen, zumal Sie offensichtlich aus dem Fach kommen. Das gehäufte Auftreten von Extrasystolen und Herzrasen/Stolpern ist nach ihren Schilderungen am ehesten auf das Absetzen des Betablockers zurückzuführen. Wenn nach längerer Einnahme ein Betablocker abgesetzt wird, kommt es nicht selten zu vermehrtem Auftreten von (Sinus-)tachykardien und Extrasystolen. Grund ist ein sogenannter Rebound-Effekt mit erhöhtem Ansprechen von nun nicht mehr blockierten Betarezeptoren. Bis zu einem gewissen Grad bessert sich das im Verlauf. Aber nochmal: in ihrem Fall war die Betablockertherapie in der urspünglichen Dosis ja offensichtlich sinnvoll! Falls Sie unter Nebenwirkungen des Betablockers leiden (was Sie hier nicht berichten), kann ein Präparatewechsel oder auch der Wechsel auf ein Klasse 1c Antiarrhythmikum sinnvoll sein - allerdings nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Kardiologen!

Fazit: bitte nicht eigenmächtig Medikamente ab- oder umsetzen! Wenn Sie sich wundern, warum Sie ein Medikament nehmen sollen, fragen Sie ihren Arzt.

2. Ihre Angaben zur Schilddüsenerkrankung sind sehr spärlich: ein M. Hashimoto geht zunächst mit einer Überfunktion, im weiteren Verlauf dann mit einer Unterfunktion der Schilddrüse einher. Offensichtlich leiden Sie an einer Schilddrüse-Unterfunktion und nehmen dagegen L-Thyroxin ein. Eine Überdosierung könnte das Auftreten von Herzrasen begünstigen - wir empfehlen Ihnen, die Schilddrüsen-Werte kontrollieren zu lassen.

3. Keinesfalls sind Extrasystolen - auch polymorphe - immer Ausdruck einer schweren Herzerkrankung. Die kardiologische Basisdiagnostik (Echokardiografie, EKG und Langzeit-EKG) scheint bei Ihnen erfolgt zu sein und keinen hochgradig pathologischen Befund ergeben zu haben. Falls Sie Zweifel haben, besprechen Sie die Befunde mit Ihrem Kardiologen. Weiterführende Diagnostik (MRT, Koronarangiografie, Elektrophysiologische Untersuchung) ist nur in seltenen Fällen angezeigt.

Ihr Prof. Dr. Haverkamp und Team
Charité - Universitätsklinikum Berlin

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