Welche psychische Fehlstellung kann das sein?

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von Gast am 04.11.2010 um 20:03 Uhr

Hallo!

Ich bin S. aus Sachsen und schreibe, weil ich seit 3 Jahren ein für mich großes Problem mit mir herumtrage. Ich hoffe, ich bekomme eine wirklich hilfreiche Antwort, ich weiß nämlich langsam nicht mehr weiter und nach dem Besuch bei einem verrückten Psychiater vor 2 Jahren habe ich zur Zeit noch etwas Annäherungsangst vor einem weiteren, der dann vor mir sitzt, deswegen versuche ich es (vorerst) so.

(Einschub: Ich bin gerade fertig geworden mit Schreiben, hab aber jetzt gar keinen Nerv mehr, Korrektur zu lesen, ich möcht mich eigentlich auch nicht noch mal komplett mit dem Geschriebenen konfrontieren, deswegen entschuldige ich hiermit vielleicht aufkommende Tippfehler oder Satzbaufehler, hab ja aus dem Herzen raus geschrieben.)

Dazu werd ich wohl erst mal ein paar grundlegende Sachen zu mir erzählen. Ich bin 18, weiblich, habe Abitur gemacht und bin jetzt bei einer Tagesmutti angestellt. Familienprobleme habe ich keine. Mit 13 habe ich dann aber angefangen, mich vor allem drogentechnisch auszuprobieren. Meist war es halt das altbekannte Kiffen. Also Gras geraucht. Immer mal, wenn es die Möglichkeit gab. Mit 15 kam dann das eine Ereignis, was ich mit meinem Problem zusammenbringe. Aber erst erzähl ich mal noch die weitere "Drogenlaufbahn", die aber wirklich nicht so schlimm war, denn ich hatte ja auch Freunde, Beziehung und mein Abitur hab ich auch gut geschafft. Jedenfalls gab es dann zeitweise mit 17 und 18 über Wochen regelmäßiges Kiffen, 3x Pilze, oder wie es sich ja jetzt in den Niederlanden nennt, Trüffel, also sehr psychoaktiv, auch einen Horrortrip darunter. LSD ein mal, aber es hat trotz ca. 13facher Menge kaum gewirkt. Ein mal Pep geschnieft, also dieses Abfallprodukt von Chrystal, war aber nicht so mein Ding, hat halt einfach nur wach gemacht. Ein mal ohne Wirkung Salvia geraucht und dann noch Morning Glory Samen gegessen mit einer einfach nur doofen Wirkung, mir ging es halt bloß schlecht, mit Brechen und sowas. Letztens habe ich DXM probiert...aber nur auf dem 2. Plateau, wie ich das sehe unbedenklich, sollte als Vorbereitung auf das 3. Plateau dienen, in dem man sich ja bekanntlich selber finden kann und Dinge, die noch nicht verarbeitet wurden oder die einen immer noch beschäftigen, direkt im Gehirn abzuhaken und seinen Frieden damit zu schließen und sich danach einfach besser zu fühlen. Dass ich das probieren will hängt halt mit meinem Problem zusammen, aber ich will das eigentlich schon gar nicht mehr probieren mit dem DXM, sondern professionelle Hilfe haben.

Also...fangen wir mal an. Mit 15 habe ich also diese besagte Erfahrung gemacht, die ich mit dem heutigen Problem in Verbindung setze. Ich habe mich mit Julia auf den Weg zu einer Freundin gemacht. Auf dem Weg (wir sind mit Zug und Bus gefahren, viel umsteigen) haben wir gekifft. Soviel ich weiß etwas älteres Gras, was noch übrig war. Und da fing es schon an, die Wirkung war nicht wie sonst. Ich dachte die ganze Zeit "Wann gehts denn los, wann gehts denn los? Geht ja gar nix los... Schade." und dann dachte ich später, nach einer ungewöhnlich langen Zeit, dass es doch los ginge. Und dann dachte ich wieder es wär doch alles normal. Also ich wusste nicht wirklich, ob ich druff bin. Es hat sozusagen an mir genagt, einerseits war ich druff, andererseits nicht. Und seit diesem Tag war für mich nichts mehr wie vorher... Mein Leben fühlte und fühlt sich anders an. Was ich früher so an Symptomen hatte, kann ich vielleicht in einer kleinen Aufzählung zusammenfassen: Wenn ich bestimmte Bewegungen gemacht habe, zum Beispiel jene, die man beim Käsereiben tut, hab ich mich fragen müssen, ob ich die bin, die den Käse reibt, und mir daraufhin den Befehl gegeben, jetzt eine bestimmte andere Bewegung auszuführen, damit ich merk, dass ich es bin und die Macht drüber habe, was ich tu. Leben hat sich passiv angefühlt, eingedämpft, es fehlte das aktive Sein, irgendwie hab ich mich in meinem Bewusstsein beraubt gefühlt. Hatte Zwangshandlungen, wie z.B. in einer gewissen Sekundenzahl bis zur nächsten Laterne gelaufen zu sein, ansonsten gäbe es irgendwelche negativen Auswirkungen. Oder nicht auf die Ritzen zu treten auf gepflastertem Bürgersteig oder sowas. Doofe Sachen, von denen ich wusste, dass sie doof sind und dass es sicher keine negativen Auswirkungen haben kann, aber ich hab sicherheitshalber trotzdem immer das gemacht, was ich gedacht habe. Weiterhin bin ich nachts total unruhig und von Todesängsten geplagt aufgewacht, manchmal auch nur halb aufgewacht, und konnte mich von den Ängsten nicht befreien, gerade dann, wenn ich noch im Halbschlaf gefangen war. Es war meist die stärkste Angst vorm Tod, die man empfinden kann, mit der Angst gekoppelt, dass ich ja auch gleich in dem Moment sterben könnte, wenn irgendwelche Organe oder so versagen. Aber was mir halt sehr zu schaffen gemacht hat, war dieses schon genannte nicht mehr komplette Bewusstsein, ich war nicht mehr komplett Ich, aber ich wusste schon, dass Ich Ich bin. Ganz komisch, es hat halt irgendwie ein Teil gefehlt.

Das Fühlen dieser Misslage ließ halt manchmal nach, und ich dachte, es würde wieder normal werden, und dann wurde es auch manchmal wieder stark, und so ging das über die 3 Jahre. Manchmal war es schlimm und manchmal nicht. Da ich es jetzt wieder als schlimm befinde, schreib ich mal die Dinge auf, die ich heute feststelle.
1.) Ich sage auf ein mal Dinge, die ich gar nicht vor hatte, zu sagen, auch wenn es nix schlimmes ist. Oder wenn ich mir eine Antwort, die auch vollkommen nett und akzeptabel ist, denken will, kommt es mir manchmal unter, dass ich mich im lauten Antworten ertappe. Dass ich sie grad einfach schon ausspreche. Und dass ich meine Missgeschicke neuerdings kommentiere, oder sowieso manchmal, nicht oft, Vorkommnisse kommentiere, obwohl ich es nicht beabsichtige.
2.) Wenn ich über irgendwas nachdenken will, sei es eine Aufgabe, ein Problem oder irgendwas, dann kann es vorkommen, dass ich nicht Nachdenken kann. Komplette Blockade. Oder dass ich anfange, zu denken, und dann reißt es ab. Es geht einfach weg. Und ich muss noch ein mal den Anfang finden, um es noch mal zu probieren. Dann reißt der Gedankengang womöglich wieder ab. Ich muss mich dann echt Fangen, eh da was klappt. Oder mir kommen plötzliche absurde Gedanken, aber die hat vielleicht jeder. Oder mir geht den ganzen Tag ein und dasselbe Wort durch den Kopf und es nervt endlos, aber ich bekomme es nicht aus dem Kopf. Oder ich denke unterbewusst über ein Problem nach, was mich beschäftigt, werde dann auf ein mal bewusst und frage mich, welches Problem gerade so an mir genagt hat, komme dann aber auch drauf und fasse eine nüchterne Lösung. Weiterhin kann es noch sein, dass ich mich gerade offensichtlich über etwas freuen soll (ein Kind in der KiTa hat einen tollen Fortschritt gemacht), aber ich hänge noch so sehr in eine Gedankenapathie, dass ich es nur künstlich umsetzen kann.
3.) Was jetzt echt neu für mich dazugekommen ist, ist sowas wie eine Apathie, soweit ich das einschätzen kann. Ich sitze dann da und starre. Es kann viel um mich passieren, ich nehme es auch irgendwie unterschwellig wahr, aber ich sitze da und starre. Meine Augen fixieren sich dann auch auf ein Ding und ich bin erst mal fort. Denke an nichts. Das muss nicht lange andauern, höchstens mal eine knappe Minute. Aber mich ziehts dann halt irgendwie in so einen Sog und dann sitz ich so apathisch da.
4.) Wenn mir die Tagesmutter Instruktionen gibt, dann hör ich sie manchmal nur halb, und geb dann z.B. den Joghurt, den ich geben sollte, an das falsche Kind, weil ich einfach nicht gehört hab, an welches es gehen soll. Ich hör so oft nur die Hälfte. Aber vielleicht ist das ja nur konzentrationsabhängig.
5.) Ich fühle mich oft so, wie man das von Kreislaufschwäche kennt. Ich meine das, dass wen der Kreislauf schwach ist und man schnell vom Sitzen aufsteht und einem dann so...naja wenn es dann so vorm Auge "brizzelt", wie elektronisch. Ich hoffe Sie wissen, was ich meine. Das hab ich nun zeitweise dauerhaft, dieses Brizzeln. Und auch oft dieses Kreislaufschwächegefühl, was man aber auch mit dem Drogentripgefühl vergleichen kann. Da muss ich gleich noch einbinden: Ich habe immer noch das Gefühl, nicht wie vorher zu leben, also wie vor dem Vorkommnis in meinem 15. Lebensjahr. Irgendwie fühl ich mein Leben nicht komplett aktiv, nicht alle Facetten sind da, irgendwas fehlt im Bewusstsein, es ist wie eingedämmt, einfach nicht normal, vielleicht auch etwas vergeichbar mit Traumartigkeit, keine Ahnung.
6.) Leichter Hygienezwang. Ich geh nur geduscht ins Bett, zwischen Dusche und Bett wird nur das eine, dafür vorgesehen Hausschuhpaar getragen, was sonst nicht getragen wird, im Bett gibt es nur den Schlafanzug, der aus der Waschmaschine gleich ins Bett kam und nur im Bett liegen darf. Sowieso darf man sich NIE einfach mal aufs Bett setzen oder irgendwas drauflegen, halt nur wie geschildert: geduscht, auf dem Schuhpaar heraus direkt ins Bett. In mein Zimmer darf nur mein Freund, sonst keiner, wegen der Hygiene. Der darf aber auch ins Bett, unter Ausführung der besagten Rituale. Ich setz mich auf keine Fremden Klos, ich fass Türklinken nicht richtig an, solche Dinge halt. Bin mir auch der Sinnlosigkeit dieser Dinge bewusst und weiß auch, dass ich wegen der Hygiene so oft krank bin.
7.) Hab in der Stadt dauernd Angst, dass mir jemand mein iPhone aus der Tasche zieht. Greife dann immer panisch an meine Jackentasche, wo ich dann immer merk, dass es zum Glück noch da ist. Guck auch regelmäßig hinter mich, ob ich vielleicht irgendwas verloren habe.
8.) Ich bin dauerhaft und immer müde. Ich schlafe auch auf Arbeit ein und kann nix dagegen tun. Wenn ich 18Uhr ins Bett gehe, bin ich 6.30 trotzdem empfindungstechnisch noch zu müde, um aufzustehen, kann mich aber immer noch zwingen.
9.) Dieses Aufwachen mitten in der Nacht mit Todesängsten ist in letzter Zeit doch ein mal wieder aufgetreten, war schlimm, aber bis jetzt einmalig in der "Neuzeit".
10.) Wenn ich in große, helle und farbintensive Räume komme, wie z.B. in Einkaufszentren, dass ist die ganze Empfindung, die ich bei 5.) geschildert habe, noch mal stärker. Ich bin dann auch überfordert. Ich fühl mich dann kurzweilig tranceartig und muss erst mal klar kommen.
11.) Wenn ich ruhig dasitze, leicht in Apathie verfalle, kann ich meine Energie konzentrieren. Also ich glaube, dass man es "Energie konzentrieren" nennt. Meine Hände fangen dann, wenn ich mich konzentriere, an zu "brizzeln", so wie es sich anfühlt, wenn ein Körperteil einschläft. Das kann ich so weit führen, bis die Hände richtig wehtun, jedenfalls angeblich wehtun. Wenn ich dann die kleinste Bewegung mach, ist alles vorbei, brizzeln und Schmerz sind weg. Ich kann diese Energiekonzentration herbeiführen! Obwohl ich doch weniger glaube, dass das was mit meinem psychischen Gebrechen zu tun hat, aber wer weiß.

Ja...ich bin jetzt erst mal total froh, dass ich es geschafft habe, meine Symptome niederzuschreiben, ich hatte nämlich immer Angst davor, mich an jemanden zu wenden, weil ich dachte, ich könnte was vergessen. Das wäre aber erst mal geschafft, auch wenn ich nicht garantieren kann, dass die Symptomreihe vollständig ist.

Zu meiner Wirkung auf andere: Ich wirke auf andere normal, wie immer, charakteristisch und alles, bis auf die Tatsache, dass ich manchmal (ungewollt) sehr traurig ins Leere schauend beobachtet werde, wobei ich denke, dass das diese apathischen Momente sind. Die werden dann halt wahrgenommen...spricht aber keiner an, esseidenn Leute wie meine Dienstvorgesetzte machen sich Sorgen oder so. Wo wir gerade bei Dienst sind...heute auf Arbeit hat mich die ganze Sache, dass ich sowas hab und es bis jetzt nicht losgeworden bin, so belastet, dass ich sogar Brechen musste. Ich halts wirklich nicht mehr aus. Jedenfalls weiß kaum jemand, wie es in mir aussieht, gerade auch, weil ich die Problematik kaum oder nur schwammig beschreiben kann. Deswegen werd ich auch normal wahrgenommen, schaffe auch soweit alles, mein Leben sieht normal aus, Abitur, Arbeit, Einkaufen, Kochen und alles was dazugehört, klappt ja alles. Steh ja mehr oder weniger fest im Leben, hab auch einen ganz lieben Freund. Der weiß natürlich über alles Bescheid und jetzt sitzen wir hier und haben versucht, alles zusammenzufassen. Da fällt mir gerade noch ein Symptom ein: Ich habe das Gefühl, dass ich mir leichte Halluzinationen, also Morphungen oder so, künstlich hervorrufen kann, wenn ich es will und lange genug irgendwohin starre.

So weit bedanke ich mich schon mal für das Lesen, ist ja nicht gerade kurz geworden der Text. Ich hoffe jetzt einfach, dass Sie mir wirklich einen Schritt weiter helfen können, vielleicht das ganze auf eine Vermutung ihrerseits eingrenzen können oder irgendwie sowas. Ich möchte nicht leer ausgehen. Ich werde mir schon noch persönliche Hilfe holen, aber ich wäre so unendlich dankbar, wenn Sie das ganze schon mal aus fachlicher Sicht in eine Richtung bringen können.

Danke!

Mit freundlichen Grüßen, D.

Antworten

re

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du solltest in jedem fall einen psychiater / neurologen aufsuchen. niemand hier im forum kann dir bei diesen symptomen so gut helfen. möglicherweise rühren sie von deinen drogenerfahrungen her, möglicherweise ist es ein anderes psychisches problem odr eine kombination aus beidem. jedenfalls gehörtst du in die hände eines fachmannes. der kann dir auch wennn es angezeigt ist medikamente verschreiben, die dir bei regelmäßiger einnahme sicher helfen werden. Schau einfach mal im Telefonbuch, oder lass dir jemanden von deinem hausarzt empfehlen.

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